Geschichte der Paetzold-Instrumente

Die Orgelpfeife als Vorbild zu einer Bassblockflöte des 20. Jahrhunderts:

diese Idee hatte der Instrumentenbauer Joachim Paetzold schon in den 70er Jahren.

Sein Neffe Herbert Paetzold übernahm wenig später die Entwicklung und entwarf seitdem Blockflöten in der Kontrabasslage:
quadratisch – wie die Holzpfeife einer Orgel –, mit  rechteckigen Klappen bedeckte Löcher, ein Block aus Zedernholz und ein Labium (wie bei jeder Blockflöte),  ein Kopfstück, das zunächst gerade, dann – zur Verbesserung der Direktheit des Klangs und der Artikulation – geknickt gebaut wurde.

Die Firma Zen-On aus Japan interessierte sich dafür und kaufte die Lizenz für den Bau der Kontrabassblockflöte. Die Entwicklung wurde dort zwar nicht weiter verfolgt, aber es zeigt: Blockflöten in der Basslage mit modernem Klang und Design zu entwickeln, lag in den 1970er Jahren sozusagen in der Luft.

Die Kontrabassblockflöte in Renaissance und Frühbarock

Eine der ersten Darstellungen einer Blockflöte in der Kontrabasslage findet man 1529 in Musica instrumentalis deudsch von Martin Agricola. Zur Darstellung von polyphonen Werken der Renaissance suchte man ähnliche Klangfarben im Ensemble und baute Instrumente der gleichen Familie in verschiedenen Größen. Der Bass eines Blockflötenquartetts in 4-Fuß-Lage konnte durch eine oktavierend geführte Blockflöte in der Kontrabasslage verstärkt werden. Daher die damalige Bezeichnung Subbass.
In der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock legte man neben der klanglichen Abstimmung der Instrumente Wert auf Kontraste:
Bei Interpretationen von doppelchörigen Kompositionen durch Blockflöten wurde der erste Chor im 4-Fuß-Register, der 2. Chor im 8-Fuß-Register gespielt. Der Subbass (Kontrabassblockflöte) übernahm hier die Rolle des Basses im 8-Fuß.

Innovationen von Herbert Paetzold

Herbert Paetzold wollte die Kontrabassblockflöte von der Rolle des Basses im Blockflötenchor lösen: die dazu erforderlichen Qualitäten sollten erhalten bleiben, zusätzlich aber die Möglichkeit zu solistischem Spiel gegeben werden.

Die Lautstärke wurde angehoben durch die akustischen Gegebenheiten einer quadratischen Orgelpfeife – ebenso wie: Fingerlöcher, die bei anderen Blockflötentypen zugunsten der Erreichbarkeit durch die Finger versetzt und damit verkleinert werden, verortete Paetzold an den akustisch vorteilhaften Stellen. Ein ausgeklügeltes Klappensystem machte das Abdecken dieser oft von der Hand des Spielers weit entfernten und großen Löcher möglich.

Der Subbass der Renaissance hatte das Problem einer langen Einschwingzeit der Töne und einer trägen Artikulation. Um dies zu verbessern, entwickelte Herbert Paetzold ein um 180° geknicktes Kopfstück. Dadurch konnte das Instrument kleiner gebaut werden, als es der Stimmlage entsprach. Eine Erfindung von Paetzold war auch das Anblasrohr, das bis zu neunmal kürzer sein konnte als vergleichbare Rohre. Dadurch konnte der Spieler die Attacke und den Klang der Töne direkter und schneller kontrollieren.

Durch die direkte Auswirkung der Aktionen des Spielers auf das Instrument bot der Paetzold Kontrabass eine große Bandbreite von Klängen und war prädestiniert für die Ausführung von zeitgenössischen Spieltechniken und Geräuschklängen:
Die moderne Blockflöte in der Kontrabasslage war geboren.

Als Frans Brüggen 1977 entschied, den Kontrabass von Paetzold in seinem Ensemble Sour Cream einzusetzen und auf die Bühne zu bringen, war der Erfolg besiegelt. Weitere professionelle Spieler und Ensembles folgten diesem Beispiel.

So lag der nächste Schritt von Herbert Paetzold nahe, dieses bewährte System auf weitere Blockflötengrößen wie Großbass, Bass und Subgroßbass zu „übersetzen“.

Bis in die 2000er Jahre setzte Herbert Paetzold seine Experimentierfreude für diese Instrumente ein. 2011 übergab er sein Geschäft an Joachim Kunath aus Fulda.

Paetzold by Kunath

Kunath und sein Team führen die lebendige Tradition fort und entwickeln die Instrumente unter dem Namen „Paetzold by Kunath“ weiter – oft in Zusammenarbeit mit Herbert Paetzold.