Frühe Flöten – die Doppelflöte

Im Zusammenhang mit der Doppelflöte denkt man schnell an Darstellungen der Griechen, Etrusker oder auch Ägypter. Tatsächlich war sie in den antiken Hochkulturen weit verbreitet. Im Europäischen Mittelalter galt sie als Instrument der Spielleute und fahrenden Gaukler.

Mit dem Namen Doppelflöte konnten zwei Einhand-Blockflöten gemeint sein, die gleichzeitig vom selben Spieler gespielt wurden. Diese Art Flöte wurde von den Griechen aulos, bei den Römern tibia und im arabischen Sprachraum memet genannt. Bei der zummara, die heute noch in Nordafrika gespielt wird, sind die beiden Pfeifen mit einem Band (meist aus Leder) fest verbunden. Im ehemaligen Jugoslawien, in Bulgarien und Albanien ist die dvojnice verbreitet, bei der beide Pfeifen in einem Holzblock geschnitzt sind. Auch das Fundstück einer Doppelflöte aus dem 15./ 16. Jahrhundert, das man in der Nähe des All Souls College in Oxford gefunden hat, ist aus einem Holzstück gefertigt und hat parallele verschieden lange Rohre, die in Quinten gestimmt sind.

Paris, Ms. Darstellung der Musen

Die einfachste Art der Doppelflöte (z. B. moldawische Hirtenflöte, indianische Flöten) besteht aus einer Bordunpfeife ohne Grifflöcher – d.h. sie spielt nur einen Ton – und einer Spielpfeife mit 5-6 Grifflöchern. Der nächste Schritt sind 2-3 Löcher in der Bordunpfeife, um den Bordunton wechseln zu können. Instrumente, wie die in Oxford gefundene Double Flute, können darüber hinaus Melodien in parallelen Quinten und Quarten spielen, bzw. die Melodie auf beide Pfeifen verteilen.

Bayeux, Engel mit Doppelflöte

Das von Francesco Li Virghi entwickelte Modell Ars Nova richtet sich nach dieser späteren Form einer Doppelflöte. Die beiden Pfeifen sind in Quarten gestimmt. Mit beiden Pfeifen können Bordune gespielt werden, ebenso wie Melodien – im Wechsel und/ oder gleichzeitig.

Hier ist meine Anleitung für den Start mit der Doppelflöte von Francesco Li Virghi – Übungen, Tipps und erste Stücke.

Seikilos Lied (ca. 200 v. – 100 n. Chr.), älteste erhaltene Melodie auf einer Stele in Tralles/ Kleinasien
Engelskonzert im Aachener Dom 2014, Stanpita über „Sancta Maria succurre miseris, Tr 90